Solidarität mit der ZAD de la Colline!

Von Deutschland aus weitgehend unbeachtet wird seit Oktober 2020 das Birette-Plateau im französichsprachigen Teil der Schweiz besetzt. Die Aktivistis haben dort eine Zone à défendre (ZAD, Zone zu verteidigen) eingerichtet, um den Ausbau des dortigen Kalksteinbruchs durch den multinationalen Konzern LafargeHolcim zu verhindern. Seitdem der Konzern einen wichtigen Prozess gewonnen hat, besteht dort ab den 26.3. akute Räumungsgefahr. Die Ankündigung von Holcim die Räumung von ZAD de la Colline in die Tat umzusetzen, gab für uns den Anlass, uns mit der Zementindustrie und vor allem dem Unternehmen LafargeHolcim einmal genauer zu beschäftigen.


Die Zementindustrie ist eine der klimaschädlichsten Industrien der Welt. 8 % der globalen CO2-Emissionen und 2 % der deutschen CO2-Emissionen werden bei der Zementproduktion erzeugt. Zement wird vor allem zur Herstellung von Beton benötigt und ist damit eine wichtige Ressource der Bauindustrie. Das Problem daran ist, dass zur Herstellung von Zement eine Kalksteinmisschung bei 1450°C erhitzt werden muss ein extrem energieintensiver Prozess, der für den Großteil dieser Emissionen ursächlich ist. 
Die zweite wichtige Ressource für die Weiterverarbeitung zu Beton ist übrigens Sand – dessen oft illegaler Abbau ebenfalls katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung des globalen Südens hat.


LafargeHolcim ist einer der größten Baustoffproduzenten und damit eines der klimaschädlichsten Unternehmen der Welt. 0,16% aller zwischen 1988 und 2015 emittierten Treibhausgase kamen aus den Fabriken der Firma (beziehungsweise ihren Vorgängerunternehmen Lafarge und Holcim) – aktuell viermal so viel wie die gesamte Schweiz. Das liegt vor allem daran, dass das Unternehmen seine Öfen mit Braunkohle beheizt. Vor der Fusion wurde Holcim bereits wegen der Zerstörung von Stätten der Aborigines in Australien sowie wegen schwerer Verletzungen von Umweltvorschriften in den USA zu hohen Strafen verurteilt. Schärferer Regulierung entgeht das Unternehmen inzwischen vor allem, indem es seine Produktion außerhalb Europas, z.B. nach Algerien und Ägypten verlegt.


Trinkwasserverschmutzung in Nigeria, Sabotage von Streiks in den Philippinen, katastrophale Arbeitsbedingungen in Jordanien: Die Liste, wie das Unternehmen die Bevölkerung und die Umwelt des globalen Südens ausbeutet, lässt sich beliebig fortsetzen. Tiefpunkt im letzten Jahrzehnt war die mutmaßliche finanzielle Unterstützung islamistischer Gruppen in Millionenhöhe, einschließlich des sog. Islamischen Staats, um die unternehmerischen Aktivitäten in Syrien weiter ungestört betreiben zu können.
Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Schweiz, doch auch in Oldenburg ist es tätig. Die VETRA Betonfertigteile GmbH, eine hundertprozentige Tochter von LafargeHolcim, sowie die VETRA Beton GmbH, die zur Hälfte zum Unternehmen gehört, sind in der Fuldastraße tätig (in unmittelbarer Nähe zum Lager in Blankenburg).


In diesem Kontext will LafargeHolcim seinen Kalksteinbruch in Eclepens ausbauen. Der Mormont-Hügel, den das Unternehmen schon fast zur hälfte zerstört hat und das Birette-Plateau sind wichtige und ausgesprochen vielfältige ökologische Räume, viele Arten dort sind einzigartig, außerdem wurden mehrere Bäuer*innen enteignet . Nachdem lokale Gruppen und NGOs jahrelang erfolgtlos dafür gekämpft haben, einen weiteren Ausbau zu verhindern, verteidigen seit Oktober die Zadist*innen den Ort. Sie haben dort einen selbstverwalteten Raum geschaffen, der ein Ort sein könnte, um Wissen über Biodiversität zu teilen, an dem von den enteigneten Bäuer*innen lokales Essen produziert werden könnte und der ein Ort des Schutzes und des Respekts gegenüber der Umwelt sein soll.
Dieser Raum steht symbolisch für den Kampf gegen die Umweltzerstörung durch Kapitalismus und Großkonzerne. Er lebt eine Utopie vor, die auch jenseits der ZAD gelebt werden könnte – eine Welt ohne kapitalistische Wachstumslogik auf Kosten von Klima und Menschen. Es ist wichtig, diese Räume zu verteidigen und weitere solcher Räume aufzubauen und zu erkämpfen. Auch daher gilt es, die ZAD zu verteidigen und solidarisch mit ihr zu handeln.

Wir sagen: Solidarität mit der ZAD de la Colline! – Solidarité avec la ZAD de la Colline!

Quellen: 

https://orchidees.noblogs.org/lafargeholcim-deutsche-version/
https://orchidees.noblogs.org/warum-beton-nicht-okologisch-ist/
https://barrikade.info/article/4000
https://barrikade.info/article/4283
https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/wie-lafargeholcim-seine-umweltbilanz-poliert